Windkraft als Paradebeispiel
icon.crdate26.06.2020
Raus aus dem Hörsaal – so lautet das Credo von Professor Steffen Rietz, Studiendekan des MBA-Studiengangs General Management am Standort Gengenbach der Hochschule Offenburg. Deshalb machte er sich mit Studierenden auf den Weg zum Windpark Rauhkasten/Steinfirst, wo Stadtwerkeleiter Jochen Brosi über die Anlage informierte. Windräder sind ein gutes Beispiel für komplexes Projektmanagement – und genau das sollen die Studierenden in seinen vielen Facetten kennenlernen. Neben ingenieurtechnischem und betriebswirtschaftlichem Wissen spielen bei der Planung auch juristische, ökologische, regionalpolitische und soziale Aspekte eine Rolle.
Manchmal weht ein rauer Gegenwind
Studierende aus Gengenbach besichtigen Windpark Rauhkasten/Steinfirst
Planung und Bau einer Windkraftanlage sind eine spannende Aufgabe. Professor Steffen Rietz von der Hochschule Offenburg, Studiendekan des MBA-Studiengangs General Management am Standort Gengenbach, nimmt deshalb Windräder gerne als Beispiel für komplexe Projekte. Wie aus der Theorie dann Praxis wird, zeigte eine Besichtigung des Windparks Rauhkasten/Steinfirst unweit von Gengenbach. Dort informierten Jochen Brosi, Leiter der Stadtwerke und Tom Gißler, Leiter der Abteilung Technische Dienste Strom, die Studierenden über die Windkraftanlagen.
Weshalb sind Windkraftanlagen als Beispiel für anspruchsvolles Projektmanagement so gut geeignet?
Prof. Rietz: Windkraftanlagen eignen sich sehr gut, weil Planung und Bau interdisziplinäres Wissen verlangen. Hier sind nicht nur ingenieurtechnische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse gefragt, auch juristische, ökologische, regionalpolitische, infrastrukturelle und soziale Aspekte spielen eine Rolle. Angehende Führungskräfte müssen bei einem Projekt den Überblick behalten und insbesondere Zusammenhänge verstehen.
Können Sie diese Komplexität bei Windkraft-Projekten etwas näher erläutern?
Prof. Rietz: Bis eine Windkraftanlage steht, sind viele Hürden zu überwinden. Zunächst muss ein geeigneter Standort gefunden werden. Ein Windmessmast sammelt dann zwölf Monate lang Daten, parallel werden Grundstücks- und Eigentumsfragen geklärt. Beim Windpark Rauhkasten/Steinfirst waren es in Summe acht Grundstückseigentümer. Hier geht es auch darum, wie man die Fläche mit Fahrzeugen erreicht. Häufig kommen kritische Fragen aus der Bevölkerung und von Umweltschützern, dann bekommt das Wort „Gegenwind“ eine ganz andere Bedeutung.
Soweit ist ja alles noch Planung, da ist noch kein Fundament gegossen.
Prof. Rietz: Genau. Erst wenn alle planerischen Fragen geklärt sind, kann die Windkraftanlage gebaut werden. Das ist die nächste Herausforderung. Großraum- und Schwerlasttransporte bringen bis zu 115 Meter lange Rotorblätter vor Ort, die man dann in 149 Meter Höhe montiert. Hier stößt solch ein Vorhaben an die Grenzen des technisch und logistisch Machbaren, das können die Studierenden gut erkennen.
Wie verbinden Sie Theorie und Praxis in Ihrem Studiengang?
Prof. Rietz: Oft ist es ein Dreiklang aus Vorlesungen, Seminaren mit Übungen zur praktischen Anwendung und letztlich Praxisnähe. Unsere Studierenden stehen alle bereits im Berufsleben und absolvieren den MBA-Studiengang berufsbegleitend. Sie lernen in den Vorlesungen, wie sie Termine, Ressourcen und Budgets planen sowie Risiken und die Interessen einzelnen Gruppen abwägen. Bei diesem Seminar hat ein Experte seine berufliche Erfahrung aus Schleswig-Holstein mit uns geteilt. Und schließlich haben wir den Windpark Rauhkasten/Steinfirst besucht und das gelungene Ergebnis eines schwierigen Projektes vor Ort gesehen. Hier haben kleine Stadtwerke Großes geleistet und können noch viele Jahre stolz darauf sein.