Er lässt die Puppen tanzen
icon.crdate26.06.2020
Puppenspieler Andreas Kurrus bringt mit seinen Stücken die Menschen zum Lachen – und manchmal auch zum Weinen.
Er lässt die Puppen tanzen
Puppenspieler Andreas Kurrus bringt mit seinen Stücken die Menschen zum Lachen – und manchmal auch zum Weinen.
Andreas Kurrus war noch ein Kind, als er sich auf seinen Berufswunsch festlegt: Marionettenspieler möchte er werden, mit seinen Puppen die Menschen begeistern. Der Weg zu diesem Ziel ist zwar lang und kurvenreich, doch heute ist Kurrus als Puppenbauer und -spieler überregional bekannt. In Gengenbach organisiert er unter anderem das Festival der Ortenauer Puppenparade – in diesem Jahr aber leider nicht. Aufgrund der Corona-Pandemie fällt die internationale Veranstaltung aus.
Nicht nur diese, auch sonst hat Andreas Kurrus gerade keine Auftritte. Und deshalb jetzt mehr Zeit für die Restaurierung von Puppen. Aber auch hier muss er improvisieren: „Um die Figuren final zu bearbeiten, brauche ich Schellackpolitur. Dafür aber fehlte mir Isopropanol, das ist wegen des großen Bedarfs an Desinfektionsmittel gerade ausverkauft“, sagt der 52-Jährige. Durch Beziehungen zu einer Brennerei gelangt er schließlich an hochprozentigen Alkohol – der tuts auch
Im Kinzigtal ist der Künstler seit rund zehn Jahren heimisch. Wer sein Fachwerkhaus in der Grünstraße betritt, findet sich im Erdgeschoss in Kurrus' Werkstatt wieder. Hier werden alte Marionetten restauriert, außerdem entstehen die Figuren, die er bei seinen Auftritten zum Leben erweckt. Fast alle seine Figuren schnitzt er selbst und baut sie eigenhändig zusammen. „Eine gute Puppe wird durch Licht und Schatten lebendig und erhält Mimik“, erläutert Kurrus. Die Fantasie der Zuschauer dichtet zu den Gesichtsausdrücken dann ihre eigenen Eindrücke hinzu. „Puppenspiel ist aber weitaus mehr als ein Kasperle-Theater. Es spricht ebenso Erwachsene an – auch wenn das deutlich schwerer zu vermitteln ist.“.
Puppentheater für die Familie
Schon als Kind baut Andreas Kurrus erste Puppen. Mit Begeisterung schaut er die „Augsburger Puppenkiste“. Als Jugendlicher bastelt er Figuren und spielt für seine Familie an Feiertagen Puppentheater. Damals hätten sich seine Eltern wohl nie träumen lassen, dass ihr Sohn diese Leidenschaft irgendwann zum Beruf macht. Und auch er selbst verfolgt diesen Traum nicht sofort. Nach der Schule besucht Andreas Kurrus eine Holzfachschule und arbeitet als Grafiker und Werbetechniker, bevor er auf Lehramt studiert. Doch irgendwann wird ihm klar: Das ist nicht, was er eigentlich will. Sein Herz schlägt für die Marionetten.
Im Alter von 40 Jahren macht er das Hobby zum Beruf. „Die meisten meiner Fähigkeiten als Puppenspieler und -bauer habe ich mir selber beigebracht und mein Wissen in Meisterkursen berühmter Kollegen verfeinert, sagt der 52-Jährige. Beim Marionettenbau sind Durchhaltevermögen und Geduld gefragt, ein Auge fürs Detail und Feinarbeit. Am Anfang zerbrechen ihm beim Schnitzen immer wieder die zierlichen Finger der Figuren. „Üben, üben, üben war meine Devise.“ Wie Figuren entstehen, das gibt Kurrus an andere Puppenbauer weiter. Lehraufträge, Kurse und Workshops stehen auf seinem Plan, in denen er den Teilnehmern zeigt, wie sie Marionetten zum Leben erwecken können – ganz so, wie in seiner Werkstatt.
Mit dem Wohnwagen zog er früher übers Land. Inzwischen ist der Puppenspieler sesshaft – seine Lebensgefährtin stammt aus Gengenbach. Hier engagiert er sich unter anderem im Museum Haus Löwenberg, führt Besucher durch die Dauerausstellung alter Marionetten und Karussellpferde. Normalerweise ist er auch Teil der Ortenauer Puppenparade, dem Figurentheater für Kinder und Erwachsene in zwölf Städten und Gemeinden. Aber in diesem Jahr ist eben alles anders.