Der Bischof auf Instagram
Vom Juristen zum Priester und schließlich zum jüngsten katholischen Bischof Deutschlands: Weihbischof Dr. Dr. Christian Würtz, ehemals Gengenbachs Stadtpfarrer und Leiter der Seelsorgeeinheit Vorderes Kinzigtal, hat mit 49 Jahren einen eher ungewöhnlichen Lebenslauf.
„Als Kind wollte ich Archäologe werden. Ich hatte wirklich ganz verschiedene Berufswünsche. Später, während meines Zivildienstes im Krankenhaus, hätte ich mir ein Medizinstudium gut vorstellen können“, verrät Weihbischof Würtz. Stattdessen entschied er sich für ein Jurastudium, obwohl er sich noch während des Abiturs die Frage stellte, ob er nicht Priester werden sollte.
„Es ist schwer zu sagen, was damals den Ausschlag gab. Vielleicht bin ich mit Jura einfach mehr auf Nummer sicher gegangen“. Dennoch ließ ihn der Gedanke nie los, sein Leben der Kirche zu widmen. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften schrieb er sich zusätzlich für ein Theologiestudium in Freiburg und Würzburg ein. 2006 wurde er zum Priester geweiht und wirkte danach als Vikar in Gammertingen, bevor er an die Freiburger Universität zurückkehrte, wo er 2011 zum Doktor der Theologie promoviert wurde – der zweite Doktortitel nach Rechtswissenschaften.
Geprägt hat den 49-Jährigen auch seine Zeit in Gengenbach. Hier war er Pfarrer der Seelsorgeeinheit Vorderes Kinzigtal, bevor er 2018 zum Dompfarrer des Freiburger Münsters berufen wurde. „Ich wäre gerne länger geblieben“, sagt er über die Stadt. In Freiburg, wo er mit Menschen nun oft nur punktuell zu tun hat, vermisst er das Pfarreigeschäft und den Kontakt mit der Gemeinde. „Ich habe viele Erinnerungen an Gengenbach. Schöne Gottesdienste. Familien, deren Enkel ich getauft, die Kinder getraut und die Großeltern beerdigt habe.“ Und auch an die alte Gengenbacher Kirche und den Kräutergarten des Pfarrhauses denkt er gerne zurück – Orte, die Weihbischof Würtz immer noch besucht, wenn er nach Gengenbach kommt. Denn Kontakte pflegt er noch viele. Wie es in der Seelsorgeeinheit läuft, darüber hält sich der Weihbischof regelmäßig auf dem Laufenden. „Ich folge ihr auf Instagram“. Mit den Sozialen Medien hat Christian Würtz generell keine Berührungsängste. Er postet Fotos vom Hochaltar des Freiburger Münsters zu Maria Himmelfahrt, Bildergalerien von seiner bunten Sammlung von Mund-Nasen-Schutz oder Impressionen vom Weihnachtsmarkt.
„So erreiche ich viele Menschen, mit denen ich sonst vielleicht nicht in Kontakt kommen könnte.“ Gerade während der Corona-Zeit seien die Sozialen Medien ein wichtiges Kommunikationsmittel geworden, das inzwischen viele Seelsorgeeinheiten und auch Bischöfe für sich entdeckt hätten. „Kommunikation ist eben anders als früher. Eventuell lösen die Sozialen Medien irgendwann das klassische Kirchenblatt ab.“
Veränderung und Modernisierung verbinden viele Menschen mit Christian Würtz selbst – etwas, das mit seinem Status als jüngster Bischof Deutschlands einhergeht. Den Anschluss an die Moderne nicht verlieren, aber dennoch nicht jedem Trend hinterherzulaufen: Dieser Spagat beschäftigt Würtz und die gesamte katholische Kirche auch im Rahmen des „Synodalen Wegs“. In den kommenden zwei Jahren diskutiert die Synodalversammlung über Reformen und drängende Themen wie den Umgang mit Macht, sexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche oder die Rolle der Frau. Als Hilfsbischof des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger und Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz ist auch Würtz Teil der Versammlung. „Es ist schön, die Zukunft mitgestalten zu können, aber natürlich auch eine große Verantwortung, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen darf“, betont er.
Viel Freizeit bleibt ihm, unter anderem als Verantwortlicher für die Priesterausbildung im Erzbistum und als Bischofsvikar für Hochschulen, nicht. Hat er doch mal Muße, verbringt er sie gerne mit Kunst und Geschichte – in Gengenbach hatte er sich beispielsweise im Museum Haus Löwenberg engagiert. Dass der Weihbischof beruflich nochmals umsattelt, ist aber definitiv ausgeschlossen. „Bis heute habe ich die Entscheidung, Priester zu werden, nie bereut“.